Die geodaetisch gemessene Deformation der Zentralen und Suedlichen Anden J. Klotz (GFZ Potsdam) Mit Hilfe des Satelliten-Navigationssystems GPS (Global Positioning System) ist es möglich, die Bewegungen der tektonischen Platten und die Deformationen an den Plattenrändern als auch innerhalb der Platten direkt zu messen. Die derzeit mit GPS erreichbare Genauigkeit geodätischer Netze von kontinentaler Ausdehnung liegt bei wenigen Millimetern. Die Höhenkomponente der Koordinaten ist um den Faktor 2-3 ungenauer. Im Rahmen des SAGA-Projektes (South American Geodynamic Activities) wurde vom GFZ-Potsdam mit Unterstützung des Sonderforschungsbereiches 'Deformationsprozesse in den Anden' ein geodätisches Netz mit 215 Punkten angelegt, das sich über ganz Chile und große Teile Argentiniens erstreckt. Eine erste Wiederholungsmessung des SAGA-Nord Netzes wurde 3 Monate nach dem Ms = 7,4 Antofagasta-Beben vom 30. Juli 1995 durchgeführt. Die abgeleiteten Punktverschiebungen erreichten Beträge von 90 cm an der Küste. Noch in einer Entfernung von über 300 km vom Trench wurden Bewegungen von 10 cm gemessen. Die um den inter-seismischen Anteil korrigierten Bewegungen wurden zur Berechnung der co-seismischen Verschiebung auf der Erdbebenherdfläche verwendet. Die abgeleitete maximale Dip-Slip Komponente erreicht nahezu 4 Meter, die Strike-Slip Komponente beträgt etwa 1,5 Meter. Der Bereich der größten co-seismischen Verschiebung auf der Herdfläche stimmt sehr gut mit der CMT-Lösung überein. Die bisherigen GPS-Ergebnisse im andinen Back-Arc weisen auf eine gegenüber dem Durchschnittswert während der andinen Plateauentwicklung verringerte Kompressionsgeschwindigkeit hin. Die Ergebnisse aus einer Wiederholungsmessung des gesamten SAGA-Netzes zeigen im Bereich zwischen 26°S und 38°S eine sehr einheitliche inter-seismische Einengung, die an der Küste etwa 3,5 Zentimeter pro Jahr beträgt. Der gemessene schnelle Aufbau von elastischer Deformation gibt Hinweis auf eine sehr hohe Kopplung (<=100 %) entlang der seismogenen Zone zwischen Ober- und Unterplatte. Im Gebiet des stärksten jemals instrumentel aufgezeichneten Erdbebens (MW = 9,5 Chile Beben von 1960) wurden überraschenderweise ca. 35 Jahre nach dem Ereignis Oberflächendeformationen gemessen, die sehr deutlich auf post-seismische Relaxationsvorgänge hinweisen. Im dichten SAGA-Nord Netz wurden ebenfalls starke post-seismische Deformationen als Folge des 1995 Antofagasta Beben nachgewiesen, wobei hier ebenfalls eine deutliche zeitliche Variation aufgedeckt wurde. Die beobachteten post-seismischen Oberflächendeformationen bieten eine ausgezeichnete Datenbasis, mit deren Hilfe Parameter numerischer Modelle festgelegt werden können. Sämtliche gemessenen Vektoren zwischen 22° S und 43° S können mit Hilfe elastischer Dislokationsmodelle auf Verschiebungen entlang des Interface zwischen Nazca- und Südamerika-Platte zurückgeführt werden.